Dies ist der Versuch einer Verschriftlichung meines Workshops: Reich der Pflanzen vom OBOD International Camp 2022 am Kronenburger See.
Da ich das als Workshop konzipiert habe und die schriftliche Ausarbeitung nachträglich erfolgt ist, hoffe ich, dass diese dennoch verständlich sein wird.
Auf dem Welt der Linden e.V. Blog wird nach und nach immer wieder ein Teil veröffentlicht.
Da das Reich der Pflanzen für uns alle so bedeutend ist und die Grundlage für all unser heutiges Leben geschaffen hat, möchte ich darüber zuerst schreiben.
Wie Pflanzen einen öden Felsbrocken bewohnbar machten
Ganz zu Anfang war die Erde trostlos. Es gab nur die Elemente. Wasser, Steine, Feuer, Wind.
Zusammen schafften die Elemente eine lebensfeindliche Atmosphäre. Stürme aus Feuer, Gas und Staub dazu Eiseskälte überzogen den Erdball.
Leben war fast nicht möglich.
Nur in kleinsten Tümpeln mit warmem Wasser vegetierten ein paar Bakterien vor sich hin.
Und diese wenigen Bakterien kämpften hart in ihren wenigen Lebensräumen.
Sie mussten sich anpassen an die Umgebung und so schlossen sie sich zu sehr kleinen Gruppen zusammen. Kleinstgemeinschaften aus Pilzen und Algen.
Dennoch war der Kampf zu überleben extrem schwer für diese Gruppen.
Bakterien hatten - über lange lange Zeiträume hin - nur die Möglichkeit Gestein zu zersetzen um an kleinste Mengen von Nährstoffen zu gelangen um zu leben.
Dieser Prozesse war so anstrengend, dass dieses Leben nur darin bestand, sich am Leben zu erhalten.
Aber wenn die Nacht am dunkelsten ist, strahlt das Licht umso heller.
Und so stand die wichtigste Entdeckung der Erde kurz bevor:
Unser Held war die kleine Blaualge.
Diese kämpfte in ihrer kleinen Pfütze immer noch um ihr Überleben, als ein Störenfried auftauchte und auch Lebensraum in der Pfütze beanspruchte.
Bei dem Störenfried handelte es sich um eine Gruppe von kleinen Bakterien, die nun auch in der Pfütze leben wollten. Und jetzt begann ein richtiger Krieg um das wenige an Lebensgrundlage, was vorhanden war.
Die Alge versuchte ihren Platz in der Pfütze zu verteidigen und das kleine Bakterium konnte sich nicht auf Dauer widersetzen. Die Lösung, die dem Bakterium einfiel war es, einfach in die Alge einzudringen und sich in ihr zu verstecken.
Die Alge war natürlich im Vollschock und versuchte alles, um das Bakterium in sich wieder los zu werden.
Alles, was die Alge an Abwehr aufzubieten hatte, warf sie gegen das Bakterium.
Und so entstand in der Alge ein wildes Gemisch von selbst hergestellten chemischen Stoffen, mit denen die Alge das Bakterium los werden wollte. Das Bakterium hingegen hatte die Wahl, ob es sich gegen die Zellchemie der Alge wehrte oder wieder hinaus in die Wasserpfütze zieht. Die Bedingungen in der Pfütze waren allerdings viel schlimmer als in der Alge.
Also kämpfte das Bakterium darum, in der Alge zu bleiben.
Und da geschah es:
Durch Zufall trat die Sonne hinter den Wolken hervor. Und einige Sonnenstrahlen trafen unsere Blaualge. Und BUM!!!
Die wilde Mischung von Chemie in der Alge, das Bakterium und die UV Strahlung der Sonne führten zu einer Reaktion.
Und aus dieser Reaktion entstand das Chlorophyll im Bakterium.
Und jetzt beginnt das Wunder der Photosynthese! Von jetzt auf gleich gab es Nahrung im Überfluss!! Denn aus Kohlenstoffdioxid konnte das Bakterium - mit dem Chlorophyll in seinem inneren – Nahrung herstellen.
Und Kohlenstoffdioxid war eines der Gase, die in großen Mengen zu dieser Zeit vorkam und auch ein Grund für die Unwirtlichkeit des Planeten war.
Alge und Bakterium haben gemeinsam den großen Vorteil einer Kooperation erkannt. Und so lebten beide vereint weiter. Und aus der Blaualge ist die Grünalge entstanden.
Die Grünalge konnte sich also sehr schnell in großen Mengen vermehren. Und dabei veränderte sie den Planeten. Denn bei der Aufnahme von Kohlenstoffdioxid in die Alge als Nahrung, entstand als Abfallprodukt Sauerstoff, den die Alge wieder nach außen in die Welt abgegeben hat.
Und so füllte sich die Atmosphäre der Erde nach und nach mit Sauerstoff und das giftige Kohlenstoffdioxid wurde reduziert.
Es kam zu einer Transformation der Atmosphäre. Unser Planet wurde für Leben bewohnbarer.
Und als Folge explodierte das Wachstum von Algen und kleinen Pflanzen.
Und dieses Wachstum hielt über Millionen von Jahren an. Allerdings haben wir in diesem Zeitraum keine großen Pflanzen. Viel größer als Gräser oder Blumen wurden die Pflanzen nicht.
Diese kleinen Pflanzen fingen an, die gesamte Erde zu überziehen.
Irgendwann waren alle Landflächen bedeckt mit Vegetation.
Und das führte dazu, dass Konkurrenz um den vorhandenen Platz entstand.
Die Pflanzen versuchten also, sich einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten zu verschaffen und warfen ihre eigenen Zell Labore an und erfanden – mit Versuch und Irrtum - den Stoff Lignin.
Dieser Stoff ist der Grundstoff, der in Holz und in stützenden Geweben von Pflanzen generell vorkommt. Jetzt waren die Pflanzen fester.
Bevor Lignin erfunden war, konnte jedes Wetter eine Pflanze umknicken und ein mehrjähriges Wachstum war nicht möglich.
Jetzt aber konnten die Pflanzen Lignin in ihr Gewebe einlagern und stabil werden.
Auch stand auf Anhieb neuer Lebensraum zur Verfügung. Denn es war nun möglich in die Höhe zu wachsen! Mehrere Jahre zu wachsen war kein Problem mehr.
Und die Zeit der Bäume war gekommen!
Von jetzt an veränderte sich die Atmosphäre noch viel schneller als zuvor. Der Menge des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid nahm immer mehr ab und der Gehalt an Sauerstoff nahm immer mehr zu.
Durch diese Umstrukturierung der Atmosphäre wurde letztendlich Leben im Wasser (Algen veränderten den Sauerstoffgehalt im Meer) und später auch an Land möglich.
Nun hatte die Natur 300 – 400 Millionen Jahre Zeit zu experimentieren und sich selbst zu verbessern. Mittels Versuch und Irrtum hat sie nicht nur Methoden der Selbstregulierung und der Balance, Netzwerke für gegenseitigen Austausch und Informationsweitergabe, zyklische Regelkreise, die die Lebensweise von Lebewesen in Wasser Luft und an Land bestimmen, geschaffen, sondern hat dabei auch ein extrem Ressourcen sparendes Kreislaufwirtschaft-System entwickelt, vor welchem jeder Ökonom vor Neid erblasst.
Außerdem ist sie garantiert auch besser in der Lage sich auf Veränderungen jeglicher Art einzustellen, als es für uns Menschen der Fall ist.
Erst nach diesen 300 – 400 Millionen Jahren beginnt die Geschichte des Menschen
Die Natur und die Bäume sind also 100x länger auf der Erde als der Mensch.
Wie es weiter geht erfahrt ihr im nächsten Teil...