Druidentum

Druidentum

Immer mehr Menschen folgen dem Weg des modernen Druidentums. Sei es als Philosophie oder Lebensweg, oder als Religion.

 

Aber was genau ist es, was macht einen modernen Druiden aus?

 

Eine Definition mag auf den ersten Blick nicht einfach erscheinen, aber es gibt viele Gemeinsamkeiten, die vielen Druiden wichtig sind und die helfen die Spiritualität und Philosophie des modernen Druidentums zu definieren.

Das heutige Druidentum wird den Naturreligionen zugeordnet. Die Natur wird als beseelt angesehen und der Mensch ist ein Teil von ihr, nicht ihr übergeordnet. In einer Welt, in der unser Lebensraum um uns immer mehr zerstört wird, zieht es Menschen zu einem Lebensweg, der die Natur achtet und ehrt. 

 

Das Druidentum ist undogmatisch und will keine festgeschriebenen Praktiken oder Glaubenssätze vorweisen. Gerade die Vielseitigkeit und das damit so viele verschiedene Richtungen nebeneinander existieren können, ist eine der Stärken des modernen Druidentums. Egal ob man an einen Pantheon an Göttern glaubt, oder nur ein Götterpaar, an einen Gott, oder sogar an keinen Gott, ob man die Weltsicht des Animismus oder des Humanismus oder andere vertritt, alles ist im Druidentum möglich, da Druiden jeden in seiner Einzigartigkeit akzeptieren. Diese Freiheit und Toleranz ist einer der Gründe, warum viele das Druidentum als Lebensphilosophie bevorzugen. 

Es ist eine Tradition, die zwar auf alten Wurzeln steht, sich aber immer wieder neu erfindet und weiterentwickelt. Durch diese stetige Weiterentwicklung kann sie sich den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit anpassen. Sei es die Zeit der industriellen Revolution, in der das Druidentum neu ausgerufen wurde oder heute, wo es den Menschen einen spirituellen Weg bietet, der die Natur und die eigenen Wurzeln im europäischen Bereich ehrt. Gerade im Mitteleuropäischen Raum haben die Kelten gelebt und sich ausgebreitet, bevor sie in die westlichen Grenzen zurückgedrängt wurden. So deshalb haben wir viele bedeutende Archäologische Stätten. Die Kelten sind unsere Ahnen und die Rückanbindung an die direkten Ahnen und die Natur um uns stillt eine Sehnsucht, aus der heraus sich viele heute auf die spirituelle Suche machen.


Neuer TextDruiden leben mit dem Rad der Jahreszeiten und viele feiern die 8 Jahreskreisfeste. Andere feiern die Mondzyklen oder andere astrologische Ereignisse. So viel ist möglich und es bleibt jedem selbst überlassen, was für ihn wichtig ist. Aber allen Druiden gemeinsam ist die Liebe zum Universum, der Natur und der Erde und dem Schutz derselben. Druiden sehen die Natur als beseelt an und Tiere, Bäume, Pflanzen und Steine sind ebenbürtige Freunde, mit denen man gemeinsam die Herausforderungen des Lebens meistert. Die Natur wird als Orakel und Ratgeber genutzt (wie im Ogham oder Tierorakeln). Es ist Druiden wichtig, die Welt besser zu hinterlassen, als sie ist.


Druiden besitzen die Weisheit vermeintlich unvereinbare Dinge miteinander auszubalancieren. Positive und Negative Kräfte sind gleich wichtig und viele Druiden glauben, dass sie nur zusammen existieren können. Druiden lieben die wilde unberührte Natur und gleichzeitig kommen sie mit der Zivilsation zurecht. Druiden interessieren sich für Wissenschaft und gleichzeitig akzeptieren sie das Mysterium unserer Existenz. Mit dem Mit der Verbindung zu den Kelten und was wir von ihnen wissen, wird einen neue Lebensphilosophie im Heute inspiriert. So verbinden Druiden altes Wissen mit dem Leben in der heutigen Zeit.

Für Druiden ist es wichtig, im Hier und Jetzt zu leben, es gibt in dieser Philosophie kein Versprechen eines Paradieses, das irgendwo auf uns wartet, sondern nur das Hier und Jetzt. Und dementsprechend versuchen sie mit ihrem Leben und der Natur umzugehen. 

Das Mysterium des Lebens in all seinen Facetten feiern


Magie kann für viele ein wichtiger Punkt sein. Druiden lassen sich von einem Sonnenuntergang oder einem Windstoss, der Blätter aufwirbelt verzaubern. Das Leben als magisch anzusehen und es entsprechend zu gestalten ist für viele ein bedeutender Punkt.

 

Die Verbindung zu den Ahnen ist ein wichtiger Aspekt im Druidentum. Ahnen sind nicht nur die eigenen Familienvorfahren, sondern jeder, dessen Geschichte inspiriert die Welt und das Leben besser zu gestalten.

 

Kreativität ist ein weiterer wichtiger Punkt, der allen gemein ist. Die Kreativität wird nicht nur für wunderbare Abende am Lagerfeuer mit Musik und Geschichten genutzt. Druiden glauben, das über die Kreativität wir unser wahres Selbst finden. Es ist Druiden wichtig, dass wir uns wohlfühlen in unserem Sein, unserem Körper und Gedanken. Druiden sind sich ihrer Rolle im Universum bewusst und sind bereit Alles zu lieben und anzunehmen was wir sind und diese Existenz im Universum, das Mysterium des Lebens in all seinen Facetten zu feiern. 

 

Es gibt verschiedene Wege im Druidentum selbst. Die Welt der Linden wurde von Menschen gegründet, die sich über den OBOD (Order of Bards, Ovates and Druides) kennen gelernt haben und so sind uns die Philosophien und Gedanken des OBOD ein wichtiger Bestandteil unseres Blickpunktes auf das Druidentum. 


Der Jahreskreis

Die Jahreszeiten wandeln sich stetig und doch wiederholen sie sich jedes Jahr. Durch das bewusste Wahrnehmen der sich wandelnden Jahreszeiten kommen wir der Natur und auch uns selbst näher. Das Rad des Jahres lädt uns ein das Leben und die Natur zu feiern. Heutige Druiden kennen 8 Feste zu denen sie den Wandel der Natur feiern. 

das Rad erleben

Werte des Druidentum


Der druidische Pfad ermutigt uns, uns mit der Erde zu verbinden, der unberührten Natur und dem Land auf dem wir leben.


Die Werte der Druiden umfassen den Frieden, die Liebe zur Natur und allen Lebewesen auf Erden,

Gerechtigkeit, Kreativität, Geschichte und Mythen, Achten der Ahnen und der Wahrheit.

Die Natur ist nicht nur unser Freund, sondern wir sehen uns als Teil der Natur,

eingereiht und ebenbürtig mit allem was die Erde ausmacht.



Wir sind Freund mit Bäumen, Steinen, Pflanzen, Tieren und lauschen dem Wasser und dem Wind.

Wir sind tief verwurzelt in der Erde und greifen nach den Sternen

und lassen uns von Sonne und Mond den Weg beleuchten.

Unsere Liebe zum Frieden durchzieht alles was wir tun.


Wir nehmen das eigene Sein an und lassen uns leiten von der Liebe zu allem Leben.




Das Druidentum des OBOD - dessen Weg wir gehen - ist weniger eine Religion als vielmehr eine Lebenseinstellung.

Zu unseren wichtigsten Werten gehören die Freiheit des Denkens, das Schaffen und Aufrechterhalten von Frieden und Friedfertigkeit sowie ein Verantwortungsgefühl für alle Lebewesen dieses Planeten.

Druiden sind Friedensstifter und Weisheitssuchende in einer gleichberechtigten Welt.

Wir sind offen für Mitglieder jeder Religion, Kultur und ethnischen Herkunft,  die unsere tolerante Grundhaltung teilen.

OBOD

Die Welt der Linden e.V. war ein Zusammenschluss von Mitgliedern vom OBOD, um Treffen einfacher zu organisieren. Das birgt die Frage: Was oder Wer ist der OBOD?



OBOD - Kurz für Order of Bards, Ovates and Druids ist ein englischer Orden gegründet von Ross Nichols.

Er ist einer der größten Druidenorden weltweit und war der erste Orden, der seine Lehre als Fernkurs angeboten hat. Seit ein paar Jahren gibt es alle 3 Kurse auch in deutscher Sprache.


Der Orden der Barden, Ovaten und Druiden ist eine Mysterienschule, eine Gemeinschaft von Leuten, die sich um die ganze Welt erstreckt. Die Mitglieder lieben die Natur, und folgen einem magisch spirituellen Pfad der die natürliche Welt in all ihrer Schönheit respektiert und beschützt. Menschen auf dem Weg des OBOD arbeiten mit spirituellen Lehren, die die Inspiration der Altvorderen Druiden und den alten Geschichten mit aktuellen Lehren und Einsichten in die Beziehung von Menschen mit der Welt der Pflanzen, Tiere, Sterne und Steine vereint.


Mitglieder bekommen das Studienmaterial entweder zugeschickt oder den englischen Bardenkurs gibt es mittlerweile auch online. Die übersetzen Kurse sind noch immer nur in gedruckter Version erhältlich.


Einige Mitglieder gehen den Weg alleine, für andere ist die Gemeinschaft ein wichtiger Aspekt des druidîschen Pfades. Treffen kann man sich auf Workshops, Camps, Gatherings, Druidentreffen und auch online auf Facebook oder Discord. Ein wichtiger Baustein für OBOD sind die Seedgroups oder Groves. Hierfür treffen sich lokal Mitglieder des OBOD, um gemeinsam den druidischen Pfad zu folgen. Die Vielfalt der Gruppen Gestaltung ist groß und hängt von den einzelnen Mitgliedern und Begebenheiten ab - so treffen sich einige um gemeinsam die 8 Jahreskreisfeste zu begehen, andere um gemeinsam keltische Orte zu erfahren oder um gemeinsam die Lehren zu vertiefen. Die Möglichkeiten sind so bunt wie das Leben selbst! Auf druidry.info findest du Seedgroups und Groves im deutschsprachigen Raum.



Mehr über den OBOD erfährst du auf der englischen Seite oder auf der deutschen Internetpräsenz des Ordens. Dort kannst du auch die Kurse bestellen. Die deutschsprachigen Kontaktmöglichkeiten findest du in dem Freitagsnewsletter der OBOD Gemeinschaft, für den du dich auf der deutschsprachigen Seite anmelden kannst.


die Links:

www.druidry.org

www.druidry.info


Naturspiritualität

In der Naturspiritualität ist die Natur die Verkörperung der göttlichen, heiligen oder spirituellen Kraft. Indigene Kulturen überall auf der Welt glauben, dass die Natur beseelt ist und verehren sie. Auch das moderne Heidentum (Paganismus)- inklusive Druidentum und Schamanismus-  wird zu den Naturreligionen gezählt. Wir als Menschen sind Teil des Systems, gleichberechtigt mit den Tieren, Pflanzen und Steinen und der Erde. Wir leben im Einklang und im Bewusstsein mit den Jahreszeiten und der Natur – Wir sind Teil des Ganzen.

 

Blogposts zum Thema Druidentum

von Ian Jonathan 01 Mai, 2024
Vor vielen vielen Sonnenumläufen erzählte meine Ururahne Aina in einem ihrer Traumgesichte dem Manne in ferner Zukunft von sich und das zu einem Zeitpunkte, da sie selber eine noch nicht erwachte Frau war: „ ... heute bin ich noch ein schon großes Mädchen, was noch nicht alles von dem weis‘, was Frauen wissen müssen, denn mein Mondblut hat noch nicht zu mir gesprochen. Wenn ich auch neugierig meinen Schwestern hinterher lauere, wenn sie stolz hinter ihrem Ritualbaum verschwinden – dorthin zu gehen ist mir noch immer nicht gestattet. Aber bald muß es doch so weit sein. So mager wie Eriaa um die Hüften ist, bin ich schon lange nicht mehr. Auch schmerzen die Pickel auf der Brust manchmal unter dem Fell des Hemdes und es sticht und kratzt schon oben zwischen den Beinen und es zieht so eigenartig. Dort, wo Mutter sagt, daß da auch das Geheimnis des Lebens sei. Erwachsenengeheimnisse – puuuh!“ Diese Worte wurde von Generation zu Generation in unserer Sippe weitergetragen und sie selber hat später beim Erzählen oftmals über diese kindliche Naivität gelacht. In all den vergangenen Zeiten bis auf heute haben uns unsere weisen Frauen immer wieder durch das Ritual des Erde-segnens, des Fruchtbarkeits-Segens geführt und dieses in jeglichem Jahr wieder mit uns allen zusammen – Frauen wie auch die Männer. Wenn auch in heutiger Zeit die Sonnengöttin einen Vorrang genießt, so stellte sich das Fruchtbarkeitsritual doch immer wieder auf den Urgrund unseres weiblichen, universalen Wesens – unseres Verwobenseins mit dem Nachtgestirn, welches, mal voll, mal dunkel, wachsend und wieder vergehend, seine Runden am Sternenzelte zieht. Wir fühlen die Kraft dieses Gestirnes in uns. Tief in uns spüren wir es. Die einen voll Unruhe und Schmerz, die anderen voller Freude und Gelassenheit und dieses ihr ganzes mittleres Leben lang. Die Zusammenhänge waren uns fremd und wir machten uns auch kaum Gedanken darum, denn dieses Geschehen nahm uns jeden Mon(d)nat wieder gefangen. Erst später, erst viel, viel später in der Zeit wird man die Zyklen verstehen, welche uns fruchtbar machen und empfänglich für die männliche Kraft. Zu meiner Zeit kamen die Kinder durch die Göttinnen und Götter in unseren Leib hinein – der wirkliche Grund, meine späteren Freundinnen – auch der war uns noch fremd. Ich wollte euch aber von Ainas Fruchtbarkeitsritual erzählen. Nachdem die Frauen vor der Aussaat der Körner die Erde mit hakenförmigen Stöcken aufgelockert hatten und danach die kleinen grauen, wunderbaren Schiffchen der Fruchtbarkeit in die weiche Erde drückten, danach ließ die weise Frau ihre segensreichen Sprüche für Wachstum und gute Ernte über die Äcker hinwegfliegen: coorn unde fruuht korn und nahrung uuinde unde naaas unde sunna winde und regen und sonne nemeton nemeeaa himmel – heiliger hain uuerde volla riche voller reichtum werde Das ruft sie, wenn die Mondfrau hoch am Himmel steht und das ruft sie wieder, wenn die Sonnengöttin über uns am Himmel entlangzieht. Und alle die Frauen, welche ihren Mondfluß haben, die stehen über den Feldern und segnen diese mit dem roten Wasser des Lebens, welches aus ihnen herausströmt. Wenn die Frauen also die Weihung der Felder vornehmen, stehen die Männer in weitem Kreise um sie herum und sie singen laut mit ihren tiefen Stimmen das Lob der Mütter und das Lob auf die Kräfte und die Stärke der großen Allmutter Sonne – denn es ist die Sonne, welche unsere Nahrung wachsen läßt und die den Jahreskreis immer wieder schließt und immer wieder öffnet – so, wie es die Erinnerungen und die Worte der Alten sagen: Sonne – Mutter, wärmende Mutter allen Lebens – Spenderin der Güte und der Güter, der Freude und des Seins. Mondin – Spenderin des Lichtes in der Dunkelheit, Hüterin unserer Träume und unserer Fruchtbarkeit. So kommt Heiliges zu Heiligem, Leben zu Leben und alle Fruchtbarkeit kehrt zu sich selbst und, zum Segen aller, in sich zurück. Ich werde nie verstehen, warum diese heiligen Handlungen in den Läufen der Zeit verkommen konnten und daß die Frauen, wenn der Mondfluß sich von ihnen löst, als unrein und unsauber betrachtet werden; daß sie sich bei einigen Völkern sogar absondern müssen von der Gemeinschaft. Und mit der Verdrängung solcher uralter Sitten werden nach und nach auch die Weisheit und die Lehren der Frauen verdrängt, verächtlich gemacht und vielfach sogar verschüttet, so daß ihr in eurer Zeit oftmals nur durch Märchen und Sagen von der Kraft der Weiblichkeit und ihren Segnungen erfahren könnt. So spricht auch die Neun-Zahl von unserem, weiblichen Leben selbst: Die Neun, dreimal die Drei oder das Quadrat derer selbst. Auch eine heilige Zahl: die Quadratur des Geheimnisses der Fragen und der Aufgaben der Märchen, ein Drittel des Mondumlaufes, ein Drittel des weiblichen Zyklusses, Ende des einen und Beginn eines neuen Zyklusses, Erinnerung an die Perioden des Seins, an die Schwangerschaft, an das Gären des Blutes, an die Mondphasen und an die Geschöpfe der Nacht, an die Mondgöttinnen, die heute ihre Macht verloren zu haben scheinen, da fast niemand sich um ihre Erweckung kümmert. Die Neun führt Erinnerungen mit sich an den Umsturz der matriarchalischen Zustände hin zu beherrschenwollendem, kriegführendem, zerstörendem männlichem, patriarchalischem Denken und Handeln. Trauer klingt auf in den Wissenden und Sehenden beiderlei Geschlechtes, daß die Zeit der Mütterlichkeit, die mütterlich schützende Gesinnung, die schöpfende, erhaltende Liebe, die verstehende, sich an den Naturläufen orientierende und dort verhaftete Denk- und Handlungsweise vernichtet, verschüttet wurde und Platz machen mußte einer männlichen, vernünftigen?, gewalttätigen Denkweise, hervorgerufen auch durch deren egozentrische, ja, fast narzistische, in Abwehr und Verabscheuung alles Weiblichen gipfelnde (siehe die Kurie mit ihrer antiweiblichen, weiblich-feindlichen, dem Weibe gegenüber überängstlichen, fast homo- und auch pädophilen) Einstellung. Eine Einstellung, die nicht mütterlich bewahrend, sondern in den Jahrtausenden sich bewiesen hat als zerstörend, kraftmeiernd, herrschend, beherrschenwollend, sich bewiesen hat als auch auf Streit und Vernichtung ausseiendes männliches Denken und Handeln - bis in unsere Tage, Stunden, Minuten und Sekunden hinein und wahrscheinlich auch noch weit über diese hinaus. Und es täte die Rückerinnerung auf eine matriarchalische Gesinnung gut, ohne aber auf die Militanz zu reflektieren, welche beider Seiten wohl unwürdig ist. Verstehende aller Länder - vereinigt euch - auch im Geiste, vor allem in diesem. Ja, Freundinnen in der Zukunft. Wenn es auch ein weiter Bogen war, den ich hier gespannt habe, so kommen mir solche Gedanken stets in den Sinn, wenn ich den Mond betrachte, ich mich den Göttinnen der Nachtgestirne unterwerfe, dann, wenn ich das Ziehen verspüre – tief unten in meinem Bauch. euere Aina aus den vergangenen jahrhunderten ian-jonathan der weiße schatten-gesichte hat [C] 01.Hornung 2009 (mit Auszügen aus der Novelle „...und träum nicht immer, Aina“)
von Peter 23 Apr., 2024
Dies ist der Versuch einer Verschriftlichung meines Workshops: Reich der Pflanzen vom OBOD International Camp 2022 am Kronenburger See. Da ich das als Workshop konzipiert habe und die schriftliche Ausarbeitung nachträglich erfolgt ist, hoffe ich, dass diese dennoch verständlich sein wird. Auf dem Welt der Linden e.V. Blog wird nach und nach immer wieder ein Teil veröffentlicht. Da das Reich der Pflanzen für uns alle so bedeutend ist und die Grundlage für all unser heutiges Leben geschaffen hat, möchte ich darüber zuerst schreiben. Wie Pflanzen einen öden Felsbrocken bewohnbar machten Ganz zu Anfang war die Erde trostlos. Es gab nur die Elemente. Wasser, Steine, Feuer, Wind. Zusammen schafften die Elemente eine lebensfeindliche Atmosphäre. Stürme aus Feuer, Gas und Staub dazu Eiseskälte überzogen den Erdball. Leben war fast nicht möglich. Nur in kleinsten Tümpeln mit warmem Wasser vegetierten ein paar Bakterien vor sich hin. Und diese wenigen Bakterien kämpften hart in ihren wenigen Lebensräumen. Sie mussten sich anpassen an die Umgebung und so schlossen sie sich zu sehr kleinen Gruppen zusammen. Kleinstgemeinschaften aus Pilzen und Algen. Dennoch war der Kampf zu überleben extrem schwer für diese Gruppen. Bakterien hatten - über lange lange Zeiträume hin - nur die Möglichkeit Gestein zu zersetzen um an kleinste Mengen von Nährstoffen zu gelangen um zu leben. Dieser Prozesse war so anstrengend, dass dieses Leben nur darin bestand, sich am Leben zu erhalten. Aber wenn die Nacht am dunkelsten ist, strahlt das Licht umso heller. Und so stand die wichtigste Entdeckung der Erde kurz bevor: Unser Held war die kleine Blaualge. Diese kämpfte in ihrer kleinen Pfütze immer noch um ihr Überleben, als ein Störenfried auftauchte und auch Lebensraum in der Pfütze beanspruchte. Bei dem Störenfried handelte es sich um eine Gruppe von kleinen Bakterien, die nun auch in der Pfütze leben wollten. Und jetzt begann ein richtiger Krieg um das wenige an Lebensgrundlage, was vorhanden war. Die Alge versuchte ihren Platz in der Pfütze zu verteidigen und das kleine Bakterium konnte sich nicht auf Dauer widersetzen. Die Lösung, die dem Bakterium einfiel war es, einfach in die Alge einzudringen und sich in ihr zu verstecken. Die Alge war natürlich im Vollschock und versuchte alles, um das Bakterium in sich wieder los zu werden. Alles, was die Alge an Abwehr aufzubieten hatte, warf sie gegen das Bakterium. Und so entstand in der Alge ein wildes Gemisch von selbst hergestellten chemischen Stoffen, mit denen die Alge das Bakterium los werden wollte. Das Bakterium hingegen hatte die Wahl, ob es sich gegen die Zellchemie der Alge wehrte oder wieder hinaus in die Wasserpfütze zieht. Die Bedingungen in der Pfütze waren allerdings viel schlimmer als in der Alge. Also kämpfte das Bakterium darum, in der Alge zu bleiben. Und da geschah es: Durch Zufall trat die Sonne hinter den Wolken hervor. Und einige Sonnenstrahlen trafen unsere Blaualge. Und BUM!!! Die wilde Mischung von Chemie in der Alge, das Bakterium und die UV Strahlung der Sonne führten zu einer Reaktion. Und aus dieser Reaktion entstand das Chlorophyll im Bakterium. Und jetzt beginnt das Wunder der Photosynthese! Von jetzt auf gleich gab es Nahrung im Überfluss!! Denn aus Kohlenstoffdioxid konnte das Bakterium - mit dem Chlorophyll in seinem inneren – Nahrung herstellen. Und Kohlenstoffdioxid war eines der Gase, die in großen Mengen zu dieser Zeit vorkam und auch ein Grund für die Unwirtlichkeit des Planeten war. Alge und Bakterium haben gemeinsam den großen Vorteil einer Kooperation erkannt. Und so lebten beide vereint weiter. Und aus der Blaualge ist die Grünalge entstanden. Die Grünalge konnte sich also sehr schnell in großen Mengen vermehren. Und dabei veränderte sie den Planeten. Denn bei der Aufnahme von Kohlenstoffdioxid in die Alge als Nahrung, entstand als Abfallprodukt Sauerstoff, den die Alge wieder nach außen in die Welt abgegeben hat. Und so füllte sich die Atmosphäre der Erde nach und nach mit Sauerstoff und das giftige Kohlenstoffdioxid wurde reduziert. Es kam zu einer Transformation der Atmosphäre. Unser Planet wurde für Leben bewohnbarer. Und als Folge explodierte das Wachstum von Algen und kleinen Pflanzen. Und dieses Wachstum hielt über Millionen von Jahren an. Allerdings haben wir in diesem Zeitraum keine großen Pflanzen. Viel größer als Gräser oder Blumen wurden die Pflanzen nicht. Diese kleinen Pflanzen fingen an, die gesamte Erde zu überziehen. Irgendwann waren alle Landflächen bedeckt mit Vegetation. Und das führte dazu, dass Konkurrenz um den vorhandenen Platz entstand. Die Pflanzen versuchten also, sich einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten zu verschaffen und warfen ihre eigenen Zell Labore an und erfanden – mit Versuch und Irrtum - den Stoff Lignin. Dieser Stoff ist der Grundstoff, der in Holz und in stützenden Geweben von Pflanzen generell vorkommt. Jetzt waren die Pflanzen fester. Bevor Lignin erfunden war, konnte jedes Wetter eine Pflanze umknicken und ein mehrjähriges Wachstum war nicht möglich. Jetzt aber konnten die Pflanzen Lignin in ihr Gewebe einlagern und stabil werden. Auch stand auf Anhieb neuer Lebensraum zur Verfügung. Denn es war nun möglich in die Höhe zu wachsen! Mehrere Jahre zu wachsen war kein Problem mehr. Und die Zeit der Bäume war gekommen! Von jetzt an veränderte sich die Atmosphäre noch viel schneller als zuvor. Der Menge des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid nahm immer mehr ab und der Gehalt an Sauerstoff nahm immer mehr zu. Durch diese Umstrukturierung der Atmosphäre wurde letztendlich Leben im Wasser (Algen veränderten den Sauerstoffgehalt im Meer) und später auch an Land möglich. Nun hatte die Natur 300 – 400 Millionen Jahre Zeit zu experimentieren und sich selbst zu verbessern. Mittels Versuch und Irrtum hat sie nicht nur Methoden der Selbstregulierung und der Balance, Netzwerke für gegenseitigen Austausch und Informationsweitergabe, zyklische Regelkreise, die die Lebensweise von Lebewesen in Wasser Luft und an Land bestimmen, geschaffen, sondern hat dabei auch ein extrem Ressourcen sparendes Kreislaufwirtschaft-System entwickelt, vor welchem jeder Ökonom vor Neid erblasst. Außerdem ist sie garantiert auch besser in der Lage sich auf Veränderungen jeglicher Art einzustellen, als es für uns Menschen der Fall ist. Erst nach diesen 300 – 400 Millionen Jahren beginnt die Geschichte des Menschen Die Natur und die Bäume sind also 100x länger auf der Erde als der Mensch. Wie es weiter geht erfahrt ihr im nächsten Teil...
von Birgit P 19 März, 2024
„Psst.“ „Psst!“ „Selber psst!“ Raunte es durch das Gebüsch. „Nun seid doch mal leise, Ihr verschreckt sie noch.“ Flüsterte ein gesetzter Fee mit langem Bart und einem Stab in der Hand. Dünne Fältchen durchzogen sein Gesicht und bildeten unter seinen Augen kleine Lachfältchen. Aber im Moment schien er besorgt, ob der ungeduldigen Feen um ihn herum. Über ihnen bewegte sich ein Ast. Ein Uhu sortierte sich lautlos die Federn nach seiner Landung. Missbilligend blickte er die Feen unter ihm an und begegnete dem Blick des Fee. Betreten zuckte dieser mit den Schultern und beeilte sich seine jungen Begleiter zur Ruhe zu bringen. Am Rande des Feldes schnürte ein Fuchs lautlos entlang und verbarg sich in der Nähe im gleichen Gebüsch. Alle warteten gespannt in der Dämmerung, in der Zeit zwischen den Zeiten. Es war nicht mehr lange hin zum Sonnenaufgang, wo blieben sie nur. Einen Sternenglitzer später ging ein leises „Aaaah“ durch die Reihen der Feen. Von einem Ende des Feldes schwebte spielerisch tanzend eine in Licht getauchte Gestalt heran. Das schillernde Kleid in allen Farben des Frühlings umspielte weit wehend ihren Körper. In der Hand hielt sie einen dünnen Stab. Sie schritt über das karge Feld und um sie herum zeigte sich schüchternes Grün und kleine weiße Knospen von Schneeglöckchen. Von dem anderen Ende des Feldes schritt edel mit leichten federnden Schritten eine hohe Gestalt in Licht wie Schneewolken in der Dämmerung getaucht. Wo sie ging, wuchsen Schneeblumen, Schneekristalle, Frost umhüllte alles auf ihrem Weg. Ihr Kleid war eisblau und schneefrost, wehte im kalten Wind geschmeidig umspielend um ihren Körper. Auch sie hatte einen Stab in der Hand an dem prachtvolle Schneeflocken und Eiskristalle glitzerten. Als sie beide in der Mitte des Feldes eintrafen, erschien zwischen ihnen plötzlich eine weitere Gestalt. Größer, eindrucksvoller, respekteinflößender und doch Geborgenheit ausstrahlend. In der Dämmerung nur als Schatten wahr zu nehmen, nickte sie beiden Gestalten zu und zog sich rückwärts tretend zurück auf einen Beobachterplatz. Freigegeben in ihrem Tun begannen die beiden ungleichen Wesen, wie Pusteblumen im Wind umeinander zu tanzen. Mal schreitend, mal schwebend belauerten sie sich und schienen sich ebenso mit Worten wie mit Gesten Boden abringen zu wollen. Immer wenn der eine Stab kleine Blüten und knospendes Grün hervorbrachte auf dem Boden, wurden diese sogleich von Frost umhüllt. Immer wenn der prachtvolle Stab Schnee fallen ließ und den Boden weiß einpuderte, ließ der andere Stab diesen schmelzen und formte kleine weiße Schneeglöckchen stattdessen. Immer wieder tanzten die beiden leichtfüßig umeinander und zogen weite Kreise auf dem Feld. Sogar das Gebüsch, wo die Feen und Tiere im Versteck beobachteten, wurde einmal mit Frost überzogen. Ein erschreckter unterdrückter Aufschrei entrang sich aus den Kehlen der jungen Feen. Der Uhu und der alte Fee nickten wissend und blieben ruhig. Es brauchte nicht einmal so lange, wie der alte Fee „Es ist gleich wieder weg.“ sagen konnte, dass kleine Schneeglöckchen zwischen ihren Füssen wuchsen. Leise flüsterten die jungen Feen und zeigten dabei immer wieder auf die sich umspielenden Gestalten. Immer noch tanzten die beiden mit wehenden Kleidern umeinander, doch wer genau hinschaute, bemerkte, dass der Eis-Stab kleiner wurde und der Blumen-Stab etwas wuchs. Und immer wenn der eine Stab Schnee und Eis rieseln ließ, wurden die Blumen des anderen Stabes bunter. Schon waren ein paar Christrosen auf dem Feld zu sehen, die dem Frost trotzen. Und an dem Gebüsch der Feen sprossen kleine gelbe Winterlinge und streckten ihre Blüten mutig dem Schnee entgegen. Doch der Schnee wurde immer dünner und das Eis immer brüchiger. Das Dunkel über der Schneewolke verschwamm in ein dunkles Grau mit hellen Schlieren und die letzten Blumen wurden von dem Schnee nicht mehr dahingefegt und blieben. Die große Gestalt verließ ihren Beobachterposten mit einem großen Schritt und weit auseinander gebreiteten Armen. Obwohl die Stimme nicht wie Donner halte, drang sie in jede Ritze des Geschehens. „Haltet ein! Ihr habt einen famosen Tanz gezeigt, die Waagschalen sind fast ausgeglichen, ich bin zufrieden.“ Mit Blick auf den geschrumpften Eis-Stab: „Du hast noch etwas Zeit, nutze sie weise und geh dann zur Ruhe.“ Ihr Blick wanderte zu dem Blumen-Stab, der jetzt voller Blüten viel prachtvoller und größer aussah. „Sammle Deine Kraft weiter und gebe Mut und Hoffnung in jeden Keim, bald ist es soweit.“ Beide Wesen nickten lächelnd. Sie schwangen ihre Stäbe ein letztes Mal und es regnete Blüten und Schnee gleichzeitig. Schwungvoll drehten sie sich um und vergingen mit leichtem Schritt im aufkommenden Wind und einem ersten tastenden Strahl der Morgenröte. Die große Gestalt drehte sich zu dem Gebüsch und mit warmen wissenden Augen nickte sie dem alten Fee einmal zu. Oder war es der Uhu? „Nicht lang, dann sind der Tag und die Nacht gleich und die Zeit der Sonne ist gekommen.“ Sprach sie über das Feld und mit dem zweiten Strahl der Morgenröte entschwand sie langsam. Ein „Ohhh!“ und „Ohh, wie schade“ erklang im Gebüsch der Feen. Der Uhu flog los und war bald außer Sicht. Der Fuchs rollte sich in seiner Deckung ein und begann ein Nickerchen. Nur die Feenkinder waren noch ganz aufgeregt und wollten gar nicht mehr aufhören. „Hast Du das gesehen, wie sie den Eiskristall ….“ Und „Aber die letzte Blume, die war toll, damit hatte sie es..“ und „Hast Du auch gesehen, dass die meisten Blumen und Schneeflocken bei uns runterkamen am Ende?“ Der alte Fee nickte. „Ja, sie wissen immer, dass wir hier sind und wir wissen, dass sie immer um uns sind, auch wenn wir sie nicht sehen. Es ist schön, dass wir es wissen und fühlen.“ von Birgit P.
von Bernhard Höfer 01 Feb., 2024
Bild: Franz W von Pixabay
von Hans Haugen Vogel 08 Jan., 2024
Das Saale-Unstrut-Tal ist eine Fundgrube an historischen Orten. Neben der Steinernen Rinne bei Bilzingsleben, dem Fundort von Resten einer Siedlung des Homo Erectus, die 400.000 Jahre zurückdatiert wurde und dem nebulösen Fund der Mondscheibe von Nebra aus der Bronzezeit, ist das Sonnenobservatorium von Goseck ein weiteres Highlight der Geschichte in Deutschland. Das idyllische Örtchen Goseck oberhalb der Saale war den meisten Menschen nur durch sein Schloss bekannt. Doch das sollte sich 1991 schlagartig ändern, als Luftaufnahmen eine Kreisgrabenanlage entdeckten. Die Anlage wurde zwischen 2002 und 2004 im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes vollständig ausgegraben. Die während des Mittelneolithikums vor etwa 6.900 Jahren errichtete Anlage wird der Kultur der Stichbandkeramik zugeordnet. Die Kreisgrabenanlage von Goseck wurde von einigen Archäologen als das älteste Sonnenobservatorium der Welt bezeichnet.
von Birgit P 23 Dez., 2023
Der Traum an Wintersonnenwende Eiskalter Wind schlug ihm wie eine Faust ins Gesicht, zögernd machte er einen Schritt nach vorn und hinter ihm schlug krachend die hölzerne Tavernentür zu. Sofort war nichts mehr von dem Lärm im Inneren zu hören. Leise fluchend stapfte er durch den Schnee. Sha’Riss! War das kalt nach dem aufgeheizten Schankraum. Sachte schlich sich ein gemächliches Torkeln in seinen Gang und er beäugte aufmerksam die dunklen Gassen und Hauseingänge unter seiner Kapuze. Anscheinend war den Beutelschneidern die Luft heute auch zu kalt. So setzte er seinen Weg fort und seine Aufmerksamkeit suchte den ihren. Nur noch mit einem Ohr auf die Umgebung hörend, schweiften seine Gedanken zu seinem neuen Auftrag. Er hatte zuerst nur eine grobe Ahnung gehabt, was wohl das Ziel sein sollte, doch nach heute Abend wusste er es ziemlich genau. Und es behagte ihm gar nicht. Er hatte sich ein Jahr und einen Tag Zeit ausgebeten, sein Ziel zu finden und den Auftrag auszuführen. Doch was danach geschehen würde, falls er versagen würde,… das wusste niemand. Wieso eigentlich versagen? Er hatte noch nie, äh, Moment, naja, einmal, daran war dieser Ma‘Rhit schuld gewesen. Aber wieso dachte er daran, dass er versagen würde? Bisher hatte er noch jedes Ziel gefunden. Zumindest das konnte er noch von sich behaupten, auch wenn ihm der Ma’Rhit seinen anderen Schnitt damals zunichte gemacht hatte. Brummelnd schüttelte er den Schnee von seinen Stiefeln. Bei dem Gedanken daran musste er unwillkürlich schmunzeln, auch wenn er das gar nicht wollte. Eine eisige Böe fegte um eine Häuserecke und brachte ihn wieder zurück ins hier und jetzt. Räuspernd straffte er sich wieder. Nun ja, er hatte seinen Auftrag und musste morgen früh los. Natürlich war es der kälteste Winter seit Jahrhunderten und natürlich duldete sein Auftraggeber keine Verzögerung. Wie immer. Durch verschlungene Wege, um etwaige Verfolger abzuschütteln, war er zu seiner Herberge gekommen. Er öffnete die Tür, schüttelte den Schnee von seinen Schuhen und trat mit einem liebenswürdigen offenen Lächeln ein. Am nächsten Morgen packte er nach einem reichhaltigen Frühstück seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg durch die Kälte. Es dauerte nicht lange und die Stadt war hinter dem nächsten Hügel verschwunden. Wieder einmal blies ihm der Wind ins Gesicht und ihm gefror sein Atem in dem dichten wollenden Schal, den er sich vor den Mund gebunden hatte. Satra! Konnte der Wind nicht ein einziges Mal von hinten kommen? Einige Tage war er alleine unterwegs in dieser Kälte und glücklicherweise fand er wenigstens zur Nacht immer irgendwo ein Obdach, sei es bei Bauern oder in der nächsten Taverne. Die Luft wurde immer kälter. Es ging langsam auf die Wintersonnenwende zu. Kurz vor der Wintersonnenwende beschlich ihn ein mulmiges Gefühl, so wie immer um diesen Tag herum. Er traute dem Frieden nicht in dieser Zeit und erwartete immer etwas Beunruhigendes. Zwar hatte er seine Erlebnisse von vor zwei Jahren schon fast als Hirngespinst eines unterkühlten Geistes abgetan, aber er konnte nicht leugnen, dass er seinen Auftrag damals nicht erfüllen konnte. Und irgendwie wurde er seitdem unruhig in diesen Tagen. Im letzten Dorf hatte er die Vorbereitungen für die Wintersonnenwendfestlichkeiten gesehen und leise Klänge von Musik begleiteten seinen Weg hinaus weiter durch den Winter. Als er nun in der Dämmerung alleine wanderte, war ihm, als höre er immer noch leise Musik durch die kalte Luft schweben. Und auch wenn er es sich niemals eingestehen würde, diese Tage nagten an seinem schon abgestumpft geglaubten Herzen. In dieser Nacht war es etwas wärmer gewesen und er hatte sich entschieden nicht mehr in der Dunkelheit weiter zu wandern bis zum nächsten Bauernhof, sondern die kleine Höhle zu versuchen, die er gefunden hatte als es gerade dämmerte. Er bereitete sich ein Lager und sammelte genug Holz für ein kleines Feuer für die Nacht. Einige Zeit saß er nach dem Abendessen noch da und starrte in die Flammen. Was sollte er nur tun? Fast gespenstisch leise Klänge von Musik schienen mit dem kühlen Wind zu reisen und sein Herz erzitterte kurz…. Er ging in einer schneebedeckten Landschaft spazieren. Über ihm spannte sich ein hellgrauer Himmel von Horizont zu Horizont. Die Luft war kalt und irgendwie weiß. Einige Meter vor ihm ging eine junge Frau spazieren. Sie kehrte ihm den Rücken zu und ging von ihm weg. Strahlend weiße Eiskristalle funkelten auf ihrem sich aufbauschenden weißen Kleid und ihr weißer Umhang flatterte leicht im kalten Wind. Alles war hell und weiß. Der einzige farbliche Kontrast waren ihre fast bodenlangen glänzend schwarzen Haare. Sie schritt anmutig durch den Schnee und dabei schienen ihre Füße kaum einen Abdruck zu hinterlassen. Als sie sich umdrehte, lächelte sie ihm zu. Ihr Lächeln kribbelte ihm warm und kalt über den Rücken. Es war angenehm und gleichsam einschüchternd. In ihm erwachte ein zwiespältiges Gefühl, denn zum einen weckte sie in ihm Furcht, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte und zum anderen hatte er das Gefühl sie schützen zu müssen, obwohl augenscheinlich keine Gefahr drohte. Sie lächelte ihn an und bewegte sich weiter anmutig über den Schnee. Aus dem Augenwinkel bemerkte er plötzlich eine schwarze Wolke. Sie waberte in sein Blickfeld wie Milch, die sich in dem morgendlichen Tee langsam verteilte. Obwohl die Wolke scheinbar am Rand seines Blickwinkels verblieb, überkam ihn eine unerklärliche Panik und er rief der jungen Frau zu, sie solle sich in Sicherheit bringen und zu ihm kommen. Doch sie schüttelte nur lächelnd ihren Kopf. Verständnislos hob er seine Hände. „Was ist denn das?“ Sie antwortete „ Das ist das, was die Menschen mitbringen.“ Er schaute sie fragend an. „Diese Welt“, sie deutete mit ihren Händen eine Runde über die schneebedeckte Landschaft an, „ist neutral und gerade ist Winter. Die Natur ist neutral, weder gut noch böse. Sie ist auch nicht verantwortlich für das Böse in der Welt. Das bringen die Menschen mit und allein die Menschen. Sie bringen meine Schöpfung um und sich selbst damit auch. Dabei sind sie ein Teil dieser Schöpfung.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort. „Der, den Du suchst, hilft mir wo er kann. Er heilt meine Wunden und die der Menschen. Warum willst Du ihm böses? Er hat auch Dich geheilt, obwohl Du es nicht siehst. Frage Dich lieber, wer Dir den Auftrag gab. Derjenige ist einer von denen, die mich verletzen und andere Menschen zerstören.“ Am Rande seines Blickfelds sah er den alten Mann heran schlurfen, der ihm von vor zwei Jahren so gut im Gedächtnis geblieben war, auch wenn er es nicht wollte. Mit einer Bewegung seines Stabes in seiner Hand vertrieb er die schwarze Wolke und verschwand wieder. Die junge Frau schaute ihn durchdringend an. Und er fühlte sich irgendwie unbehaglich. ... Langsam öffnete er die Augen und sah einen kleinen funkelnden Lichtpunkt vor seinen Augen auf und ab wippen. Sofort war er hellwach und riss die müden Augen auf. „Oh nein, nicht Du schon wieder!“ Ein silberhelles Kichern war aus dem Lichtpunkt zu hören. Als er den Kopf zum Feuer drehte, saß auf der anderen Seite des Feuers ein alter Mann. Der Ma’Rhit! Dieser lächelte ihn an. „ Und ? Was wirst DU tun, Ramir?!“ Von Birigt P.
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