Schamanismus in Europa
Die grundsätzliche Frage: „Gab oder gibt es in Europa überhaupt so etwas wie Schamanismus?“ und was man darunter versteht, ist demnach nicht leicht zu beantworten. Es braucht dafür vielleicht einen eigenen, persönlichen Zugang dazu. Allein der Begriff an sich scheint seine Wortschöpfung in Sibirien gefunden zu haben und steht seither als Synonym für eine globale Naturspiritualität. Michael Harner ist mit seinem Projekt „Foundation of Shamanic Studies“ sehr mit dieser Namensgebung verbunden. Er hat untersucht, welche schamanischen Techniken unabhängig von kulturellen Ausformungen weltweit existieren, dabei die kulturellen Formen des Schamanismus von dessen Handwerk gelöst und diese Techniken zu etwas zusammengefasst, was er als Core-Schamanismus bezeichnet. Meine Erfahrung damit ist, dass dieses „Handwerk“ funktioniert. Der Spirit, der diesem Ganzen zugrunde liegt, erfährt hier meiner Meinung nach jedoch zu wenig Beachtung. Zumindest habe ich in M. Harner´s Kontext keinen befriedigenden Zugang dazu gefunden.
Europäische Naturspiritualität
Naturspiritualität als Wortschöpfung taugt mir besser als der Begriff „Schamanismus“. Auf der einen Seite existiert für mich das Wesen der Naturspiritualität unabhängig von den Gewändern der jeweiligen Kulturen, mit der sie ihre regional angepasste und gestaltete Form annimmt und so das spirituelle Weltverständnis der Völker individuell abbildet und beschreibt. Die Bereiche und Landschaften der Nichtalltäglichen Wirklichkeit mit all ihrer Vielfalt, ihrer Geographie, ihren Bewohnern sind überall präsent. Zumindest auf unserer Erde gibt es wohl keinen Ort, der nicht davon durchdrungen ist. Die in ihnen wirkenden Gesetzmäßigkeiten und ihre Ordnungsprinzipien mögen sich von denen der alltäglichen Wirklichkeit unterscheiden und doch widersprechen sie nicht unserem gewohnten Erleben, wie unsere alltägliche Welt funktioniert.
Auf der anderen Seite ist das Land, seine Beschaffenheit und seine Persönlichkeit der Nährboden für die Gestaltung einer spezifischen spirituellen Kultur und eine Basis für die Welten, die sich darüber hinaus ins Universum verweben.
Aus diesem Nährboden heraus ist in diesem Kontext auch das Druidentum entstanden. Es hat etwas von: „Das Land und sein Wesen „formt“ die Menschen“. Die Geologie, die Wetter, das Wirken der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft gestalten in ihrem Zusammenspiel eine einzigartige Beziehung mit Mensch und Tier - finden Ausdruck im tieferen Verständnis der Existenz und des Lebens. Gut möglich, dass aus diesem Verständnis heraus teilweise auch das, was sich heute als Naturwissenschaft versteht, entstanden ist.
Aus diesem Kontext heraus ist unsere mitteleuropäische Naturspiritualität nie wirklich verloren gegangen. Die keltischen Jahreskreisfeste und das damit verbundene Rad des Lebens mit all seinen Stationen sind in anderen Gewändern bis heute präsent und werden gelebt. Vieles davon vielleicht nur oberflächlich und dennoch fehlt oft nicht viel, um die Türen wieder ganz zu öffnen. Es ist nicht wirklich schwer, wieder an das Wissen und die Erfahrung vergangener Zeitalter anzuknüpfen und einzutauchen in etwas, was uns in unserem Innersten berührt. Es gibt aktuell eine ganze Reihe von Gemeinschaften, die sich diesem Anliegen verschrieben haben.
Auch mit dem Order of Bards, Ovates and Druids (OBOD) hat der Spirit unseres Landes in seiner druidischen Form wieder Zugang in unsere moderne Welt gefunden und befreit von den Altlasten der Vergangenheit eine Plattform geschaffen, auf der sich Menschen wieder in diesem Kontext zusammenfinden und das Leben feiern können. Eine Form der Naturspiritualität, die dem heutigen Zeitalter angemessen ist und vorwärtsgewandt an der Gestaltung unserer Welt aktiv beteiligt ist.
Liebe Freunde, Weggefährten und Interessierte: In diesem Sinne: You´re welcome.
Andreas Trampenau
Text: Andreas Trampenau
Fotos : Bettina Danninger und Anna Oakflower
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